Pannenhilfe in Apulien

Pannenhilfe: „Brauchen Sie Hilfe?“ Hä? „Ist Ihr Auto kaputt, brauchen Sie jemand, der Ihnen hilft?“

Während ich der durchaus freundlichen, aber nicht so wirklich kompetenten Dame an der Hotline in München erklären möchte, dass ich im tiefsten Süditalien in Carovigno auf einem Supermarkt-Parkplatz stehe und Pannenhilfe benötige, weil mein Auto nicht mehr anspringt, höre ich diese Stimme hinter mir. Ein Italiener hat mir aus seinem kleinen Fiat die Frage zugerufen. Er hat zielsicher im Vorbeifahren erkannt, was mein Problem ist, obwohl ich weder Warnblinkanlage eingeschaltet noch die Motorhaube aufgestellt hatte.

Aufgrund der schlechten Telefonverbindung wird das Gespräch sowieso abgebrochen und ich kann kurz mit meiner italienischen „Pannenhilfe“ reden. Er bietet mir an, einen Automechaniker herzuholen, der sich den Wagen zumindest mal anschaut. Nach 20 Minuten kurvt er zusammen mit einem jungen Mann tatsächlich wieder auf den Parkplatz und meint grinsend: „Glück gehabt, dass ich ihn noch erwischt habe, der Mechaniker wollte gerade ans Mare – aber das kann er morgen auch noch.“ Nebenbei bemerkt, es ist Samstagabend, halb acht!

Pannenhilfe
Pannenhilfe

Pannenhilfe mit Vorführeffekt:

Der Mechaniker steigt in mein Auto, stellt die Zündung an und es passiert, was in einem solchen Fall passieren muss: die Karre springt an und läuft wie eine Eins.

Unterdessen unterhalten wir uns noch, da der Mann ein astreines deutsch spricht, wo er her sei und er erzählt mir, dass er lange Jahre als Gastarbeiter in Nürnberg gearbeitet hat und jetzt wieder in Carovigno lebt. Mein Angebot auf Spritkostenersatz (schließlich ist er ja für mich durch halb Carovigno gefahren) lehnt er genauso wie die Einladung auf einen Café mit der Begründung ab: „Ach, Gschmarri, hab´ ich doch gern gemacht.“, setzt sich in seinen kleinen Fiat und rauscht ab.

Im Grund genommen wäre die Geschichte ja hier zu Ende. Allerdings nicht für mein Auto. Am Montag darauf gab der Motor wieder einen Notruf ab und lief nur auf drei Zylindern. Zuvor war das kein größeres Problem, da es nur im Gasbetrieb vorkam und ich dann auf Benzin umschalten konnte. Jetzt aber ging gar nichts mehr und über München wurde von Carovigno aus ein Pannendienst aus dem sieben Kilometer entfernten Ostuni beordert. Die immer noch sehr freundliche, aber nicht so richtig kompetente Dame an der Hotline erklärte mir, dass der Pannendienst versuchen werde, das Auto zu reparieren und wenn das nicht fruchtet, werde er es in eine Werkstatt nach Brindisi bringen.

Ausflug mit der Pannenhilfe
Ausflug mit der Pannenhilfe

Der Rest ist schnell erzählt: Der „Pannenhelfer“ war kein solcher, sondern ein Abschleppunternehmer mit angeschlossener Karosserie-Werkstatt. Er lud zuerst mein Auto auf und fragte mich dann, was denn kaputt sei. Aufgrund meiner Schilderung entschloss er sich, das Auto in die Werkstatt zu bringen – aber nicht in die avisierte Vertragswerkstatt im 25 Kilometer entfernten Brindisi sondern in seine eigene in der entgegengesetzten Richtung liegende Werkstatt. Und das auch nicht auf dem kürzesten Weg (7 Kilometer), sondern über die Schnellstraße entlang der Küste. Macht rund 20 Kilometer zusätzlich abrechenbare Wegstrecke. Auf meine Frage meinte er, dass dieser Weg schneller sei und er jetzt nicht nach Brindisi fahren könne, da erstens Feierabendverkehr wäre und zweitens die Werkstatt dann schon zu hätte. Er würde das am nächsten Morgen erledigen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…