In Memoriam Hildegard

1925 wurde meine Schwiegermutter im heute polnischen Steinkunzendorf geboren und als junges Mädchen von Hitlers Schergen in die Rüstungsindustrie verpflichtet. Während der Arbeit bei Bosch in Stuttgart verliebte sie sich in ihren Emil, ein junger Witwer mit zwei kleinen Kindern, heiratete ihn 1944 und bekam mit ihm noch weitere drei Kinder.

Geprägt von der damaligen Zeit war ihre Familie ihr ein und alles. Sie fühlte sich am wohlsten, wenn die ganze Familie – Kinder, Schwiegertöchter und -söhne, ihre Enkel und in späteren Jahren auch noch die Urenkel – am Tisch saß und sie alle bekochen konnte. 1995 verstarb ihr geliebter Emil und sie verblieb allein im eigenen Häuschen, umsorgt hauptsächlich  von ihrem nebenan wohnenden Sohn mit seiner Familie. Für uns war für einen ständigen persönlichen Kontakt die räumliche Entfernung einfach zu groß, wir mussten uns auf die telefonischen „Besuche“ beschränken.

Vor etwa einem Jahr beginnend, ging es gesundheitlich immer mehr bergab und ein Wohnen im eigenen Haus war nicht mehr möglich. Der Aufenthalt in einem Senioren-Zentrum sollte ihr aber nicht vergönnt sein, die Krankenhausaufenthalte nahmen zu.

Noch einen Tag vor ihrem Tod am 12. März meinte sie: „Ich habe mein Leben gelebt!“. Hildegard ist nach einem erfüllten Leben zufrieden und bewusst eingeschlafen. Sie hat mir immer das Gefühl gegeben, nicht nur ein „Schwieger“sohn zu sein.