Gegenbesuche unserer Freunde

Die Geschichte „Brezeln, Rotwein und eine Städtepartnerschaft…„, in der von den Besuchen unserer italienischen Freunde in meiner Heimatstadt erzählt wird, hat natürlich auch noch ein „anderes Ende“, nämlich die Gegenbesuche von uns Deutschen in Norditalien:

Im Rahmen dieser Städtepartnerschaft erfolgten natürlich auch zahlreiche Gegenbesuche in Italien. Offizielle Ausfahrten der örtlichen Vereine mit Bussen fanden ebenso statt wie private Besuche mit dem eigenen Auto; ganz Verrückte fuhren sogar mit dem Fahrrad über die Alpen! Ich erinnere mich an einen Besuch mit dem Motorrad in Italien. Etwa 90 Kilometer vor dem Ziel schlossen wir zu einem Pkw auf, welcher für eine vierspurige italienische Bundesstraße, einer Strada statale, ziemlich langsam und mit Warnblinkanlage fuhr. Beim Näherkommen war zu erkennen, dass der Pkw ein Kennzeichen meiner Heimatstadt führte und einen Radfahrer begleitete. Kennen Sie auch das Sprichwort: Berg und Tal finden nicht zueinander – aber die Leute! Der Radfahrer war doch tatsächlich der Nachbar meiner Schwiegereltern…

Lino Cavalli
Wiedersehen nach über 20 Jahren: unser alter Freund Ispettore Lino Cavalli war damals bei der Vigili Urbani und ist mittlerweile pensioniert – bei unseren Motorradbesuchen begleitete er uns in Bassano als Motociclista auf seiner dienstlichen Laverda.

Bei so vielen Reisen und Besuchen blieb es natürlich nicht aus, dass es auch mal den einen oder anderen Ärger gab. Stellen Sie sich vor, Sie sind ein paar Tage bei einer Familie eingeladen, haben Kost und Logis frei und amüsieren sich bestens mit den italienischen Freunden. Je nach Charakter hat es der eine oder andere natürlich auch sehr gut verstanden, sich ausschließlich nur auf Kosten seiner neuen und auch mitgereisten Freunde zu unterhalten und zu leben. Man könnte jetzt auf den Gedanken kommen, das sei schwäbische Mentalität, auch Geiz genannt. Ich kann Ihnen aber versichern, derjenige den ich meine war kein Schwabe sondern ein Badener. Und der hat es doch tatsächlich fertig gebracht, seine Gastgeber nach einem Viertelliter Motorenöl für sein Motorrad zu fragen. Er ging davon aus, wenn seine ihn bewirtenden neuen Freunde doch nebenher Landwirtschaft betreiben, haben sie sicherlich irgendwo ein Ölfass stehen. Da dem aber nicht der Fall war, ist der Hausherr extra noch an die Tankstelle gefahren und hat unserem sparsamen Badener einen halben Liter Motorenöl spendiert. Die Pausen auf der Heimfahrt hatten damals nur ein Thema und für den Kollegen war es sein erster und letzter Besuch, zumindest mit unserer damaligen Motorradgruppe.