Horrorgeschichten per E-Mail

Immer wieder werden per E-Mail Gerüchte und Schreckensmeldungen verbreitet. So zum Beispiel soll in Leipzig ein zehnjähriges Kind aus der Spielwarenabteilung eines Kaufhauses zunächst verschwunden und dann mit anderer Kleidung und geschorenen Haaren auf der Toilette wieder aufgetaucht sein. Angebliche Quelle: eine Bekannte der Schwester des Hinweisgebers der örtlichen Zeitung. Mitarbeiter des Kaufhauses hätten angeblich auch bestätigt, dass so etwas in letzter Zeit öfter vorgekommen sei.

Zurzeit kursiert ein E-Mail, wonach an Tankstellen, Parkplätzen usw. Schlüsselanhänger als Geschenk angeboten werden.

„…Nehmt diese Artikel nicht an !!! Es ist ein Chip darin verarbeitet. Kriminelle Typen verfolgen Euch vom Tanken bis nach Hause, um so auf diese Weise feststellen zu können, wann Ihr zu Hause seid oder nicht. Wenn Ihr dann abwesend seid, werden sie die Gelegenheit nutzen und einbrechen! Nach Angaben der Polizei ist diese Art und Weise das Werk von Rumänischen Kriminellen!…“

warnt das E-Mail.

Auf Nachfrage der Presse bei der Polizei kann kein einziger Vorfall bestätigt werden. Auch deutschlandweit finden sich keine Hinweise auf einen Polizei- oder Pressebericht dieser Art. Aber was soll der ganze Aufwand? Frank Ziemann, der zusammen mit der TU Berlin den Warndienst www.hoax-info.de aufgebaut hat, geht davon aus, dass es sich um sogenannte „Urban Legends“ handelt: „Die weitaus größte Gruppe unter den im Internet verbreiteten Falschmeldungen sind diese Großstadtmärchen“ heißt es auf dieser Info-Seite. Aber nicht nur solche Meldungen werden von Hunderten, wenn nicht gar von Tausenden von Leuten gedankenlos übernommen und ungeprüft nach dem Schneeballprinzip weitergeleitet.

Selbst Polizeibeamte, welche die angeblichen „Warnungen“ auf irgendwelchen außerdienstlichen Kanälen erhalten haben, verbreiten sie im dienstlichen Kollegenkreis ohne groß über Zusammenhänge oder entstehende Unsicherheiten nachzudenken.

In allen mir während meiner dienstlichen Zeit und auch danach bekannt gewordenen Fällen stellte sich heraus, dass sich die Schreckensmeldung als nicht existent bewahrheitet hat. Leider tragen aber die gedankenlos weiter gegebenen Mail dazu bei, die Bevölkerung zu verunsichern und möglicherweise in einem tatsächlichen, ernst zu nehmenden Fall falsch zu reagieren. Wenn Sie eine Mail mit zweifelhaftem Inhalt erhalten, sollten sie sich zuerst mittels einer zweiten Quelle von der Seriosität der Meldung überzeugen – ein Blick auf die zuvor genannten Seiten der TU Berlin hilft da oft schon weiter!